Tag 100 Der Berg Ljuboten

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Sälü Zäme,

Ich hatte nur wenig Zeit, um mich auf den Tag vorzubereiten. Nach ein Kaffee und ein Sprung in den Pool wurde ich  abgeholt um auf den Berg zu gehen. Ich sah das Dorf, in dem die Familie von Alban Wurzeln geschlagen hatte. Vor fünfzehn Jahren war nichts so wie heute. Der Krieg hatte vieles zerstört und es musste wieder aufgebaut werden.

Die Familie Zenuni gründete Unternehmen für Baumaschinen und ihr Einfluss auf die Region wuchs mit der Zeit. Durch die harte Arbeit der Zenunis wurden Infrastrukturelemente wie Wasserleitungen vom Bergquellwasser zum Dorf gezogen. Und heute bin ich hier zu Gast und genieße das heiße Wetter.

Wir besorgten uns einen Offroad-Jeep, aber er hatte einen platten Reifen. Alles musste erst in Ordnung gebracht werden, und das dauerte etwas länger als geplant. Nachdem man den Reifen aufgepumpt hatte, war er wieder funktionsfähig.

Ich, Alban, Meloni, Fahri und Muhabi gingen zusammen zur Alm. Der Weg ging durch den Wald und man braucht einen starken Geländewagen, um hinaufzufahren. Der Berg bietet zahlreiche Offroad-Pfade und ist ideal für Motorcross-Touren.

Der Urgroßvater der Zenunis stammte von dieser Alm und heute gibt es dort noch zwei Chalets. Aber heute gibt es nicht mehr viele Kühe auf dem Berg und niemand hat diese Tradition übernommen. Früher war der Berg wichtig für die Rinderzucht und wurde vom Kosovo und Mazedonien genutzt.

Nach einer Weihe auf der Alm beschloss ich, auf den Gipfel des Berges zu wandern, aber die anderen hatten nicht die Zeit oder die gleiche Kondition wie ich, und so wanderte ich allein. Ich brauchte zwei Stunden, um 1000 Höhenmeter zu überwinden.

Auf dem Weg gab es Himbeeren, Erdbeeren, Blaubeeren und Wacholderbeeren, alles wild gewachsen. Ich habe während der Wanderung von den Beeren gegessen. Die Hitze macht die Beeren etwas kleiner und schmackhafter. Einige Himbeeren waren sogar getrocknet.

Kurz vor dem Gipfel entdeckte ich auf 2500 m Höhe einen Marienkäfer. Der Käfer hatte genau sechs Punkte und sah aus wie aus dem Bilderbuch. Die Aussicht auf dem Gipfel Ljuboten war atemberaubend. Man konnte ganz Kososvo sehen und auf der anderen Seite lag Mazedonien. Beide Länder haben natürliche Grenzen, die aus Bergen bestehen. Der Himmel war dramatisch bewölkt und es gab einige kleinere Buschbrände. Ich bin mir nicht sicher, ob diese von Menschenhand oder durch die Hitzewelle entstanden sind.

Auf dem Weg nach unten kam der Schweizer in mir zum Vorschein und ich sammelte den Müll auf dem Weg auf. Zuerst einige Pet-Flaschen, dann fand ich Plastiktüten und füllte sie bis zum Anschlag. Als ich unten ankam, nahm ich einige Kilos mit und legte sie auf eine Feuerstelle. Es gab sowieso keine Müllabfuhr.

Auf der Hauptstraße sah ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Holzfäller-Mafia mit ihren Konvois voller Holz herunterfahren. Der Konvoi bestand aus mehreren 4×4-Geländewagen, die für den Transport von möglichst viel Holz umgebaut wurden. Im ersten Fahrzeug befand sich ein Mitarbeiter auf dem Dach des Fahrzeugs. Er hatte eine Matratze unter sich und war mit einem Seil gesichert.

Die Holzfäller schlagen illegal Holz und zerstören die Wasserleitungen. Leider funktioniert die Heizung im Winter mit Brennholz. Die Politiker versagen bei der Regulierung dieses Problems. Die Häuser brauchen eine bessere Isolierung und alternative Heizsysteme.

Die Lösung dieser Probleme braucht Zeit, und der Staat könnte Isoliermaterial subventionieren um die Energiekosten im Winter zu senken. Aber ich bin nur ein Gast in diesem Land und es ist nicht meine Aufgabe ein Besserwisser zu sein.

Bei Einbruch der Dunkelheit wurde ich abgeholt und stillte meinen Hunger im Restaurant. Zufrieden und mit müden Muskeln ging ich zu schlafen.

Das war alles.

Tschüss Zäme…

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